Elektrisches Licht in Walchum.
(WS – 23.12.2014) Auf den Tag genau vor 90 Jahren, am 23. Dezember 1924, wurde Walchum an das linksemsische Stromnetz angeschlossen. Siehe dazu den Bericht aus der Schulchronik. |
Elektrizität
Die Schulchronik berichtet:
In Walchum und in den Nachbarschaften elektrisches Licht und Kraft zu erhalten, war schon seit 1920 ein lang gehegter Wunsch. Anfang 1921 waren Verhandlungen mit den Siemens-Schuckert-Werken wegen elektrischer Stromanlagen für den mittleren Teil des Kreises Aschendorf bis Düthe (12 Ortschaften) geführt worden. Das Werk wollte die Anlage für 13,5 Millionen Mark herstellen. Wegen der hohen Kosten schreckten die Gemeinden zurück. Hätte man damals das Risiko übernommen, so wäre die ganze Anlage sozusagen geschenkt gewesen, denn die Entwertung schritt immer weiter vor. Im Frühjahr 1923 sind die Verhandlungen wieder aufgenommen worden.
Die Kosten der Anlage wurden damals nach Roggenzentnern umgerechnet. Hierbei wurde nun ein Wertbeständiges zu Grunde gelegt. Walchum soll ? Zentner Roggen für sein Ortsnetz und ? Zentner Roggen für die Hochspannung zahlen. Aber da die Gemeinde diese Zentnerzahl nicht gleich aufbringen kann, soll Roggendarlehen bei der Creditanstalt Hannover aufgenommen werden. Der landwirtschaftliche Grundbesitz der hiesigen Genossenschaft gilt als Sicherheit.
Im Frühjahr 1924 sollte nun endlich der langgehegte Plan, den größten Teil des Kreises Aschendorf mit elektrischem Strom von Wiesmoor (Oldenburg) zu versorgen, zur Ausführung kommen. Es bildete sich in jeder daran interessierten Gemeinde eine Genossenschaft, so auch hier in Walchum. Allerdings traten nicht alle Einwohner des Dorfes dieser bei. Auch konnte Neu-Walchum (Nord- und Südfeld) wegen der allzu großen Entfernung vom Dorfe und den hohen Kosten sich nicht daran beteiligen. Die Genossenschaft Walchum wählte zu Vorstandsmitgliedern: Heinrich Eiken, Wilhelm Ehrens, Wilhelm Telgen.
Walchum bildete nun mit den anderen Genossenschaften Steinbild, Düthe, Fresenburg, Sustrum, Dersum, Neudersum, Heede, Ahlen, Wippingen, Dörpen, Lehe, Herbrum die Hauptgenossenschaft Aschendorf. Zur Erbauung der Hochspannung hatte die Genossenschaft Walchum einen festgesetzten Beitrag zu zahlen. Zur Übergabestation Aschendorf musste Walchum einen entsprechenden Beitrag zahlen. Das Ortsnetz Walchum kostete 135 000 RM, der Transformator kostete 10 000 RM. a) Gebäude b) Inneneinrichtung.
Das Transformatorgebäude (Anmerkung: Der heutige Glockenturm = Klepptorn.) wurde vom Zimmermeister Kuper, Sustrum, erbaut. Auch Schule und Lehrerwohnung erhielten elektrisches Licht. Die Kosten für die Schule betrugen 5000 RM, für die Lehrerwohnung 2500 RM. Im Sommer 1924 wurde die Hochspannung von Aschendorf über Dörpen, Ahlen, Steinbild, dann über die Ems nach Walchum usw. gebaut. Die gesamte Hochspannung führte die Firma Siemens & Schuckert aus, während die Ausführung des Ortsnetzes und der Hausinstallation den Gemeinden überlassen wurde. In Walchum wurde das Ortsnetz ebenfalls von Siemens & Schuckert, die Hausinstallation dagegen von Firma Elag aus Sögel ausgeführt. Während die rechtsemsischen Gemeinden schon am 31. Oktober 1924 Licht hatten, mussten wir infolge der Emsüberführung bis kurz vor Weihnachten warten. Zur Überführung der Ems wurden zwei cirka 35 m hohe Eisenmasten auf festem Betonunterbau aufgerichtet. (Anmerkung: Die beiden Masten standen zirka 200 m nördlich der Emsbrücke. In Steinbild, in Sieverings Beel ist das Fundament noch heute zu sehen.) Da es ein gelinder Winter war, gelang es, die Arbeiten so weit zu fördern, dass doch noch am 23. Dezember 1924 auch die linksemsischen Dörfer im elektrischen Lichte erstrahlten. War das eine Freude! Es ist doch für die Bewohner ein großer Vorteil, wenn auch die Aufbringung der Kosten in dieser geldknappen Zeit sehr schwierig war.
Nachtrag: Im Jahre 1935 wurde die heutige Umspannstation im Südesch gebaut. |