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Typisierung im Heimathaus Walchum

(pg-04.02.17) AmL (akute myeloische Leukämie)  heißt die Diagnose bei der 41-jährigen Cornelia (Conny) Kappen aus Walchum.
Zu ihrer Familie gehören ihr Ehemann Manfred und die Kinder Tristan (16) und Tamea (14). Ihre Krankengeschichte beginnt vor etwa zwei Monaten. Anfängliche Erkältungserscheinungen mit Müdigkeit und Abgeschlagenheit schreiben der Ehefrau und zweifachen Mutter die Einnahme von Antibiotikum vor. Doch die Medikamente schlagen nicht an. Ein sechswöchiges Praktikum, das von Frau Kappen absolviert werden soll, kann nur zwei Wochen durchgeführt werden. In der  Vorweihnachtszeit  stellt sie Wassereinlagerungen im Gesicht und an weiteren Körperteilen fest. „ Ich habe mich auf Fotos gesehen und fand, dass ich mich verändert habe.“ An Heiligabend kommen Zahnschmerzen hinzu. „Ich dachte, ich hätte eine Zahnfleischentzündung“, so Cornelia Kappen. Zusätzlich kann sie sich überhaupt nicht mehr bewegen. Da viele Zahnarztpraxen während der Feiertage am Jahresende geschlossen haben, sucht sie den Hausarzt auf und bittet um Abhilfe durch Schmerzmittel. Dem Mediziner lässt der Krankheitsverlauf  jedoch keine Ruhe und nimmt ein großes Blutbild ab. Für ihn deutet das Äußere seiner Patientin auf eine andere Krankheit hin. Das Ergebnis des Blutbildes trifft innerhalb kürzester Zeit  ein. Cornelia und Manfred Kappen werden daraufhin unverzüglich gebeten die Praxis aufzusuchen. Sie erhalten die Diagnose einer Blutkrankheit.  Es folgt eine Überweisung in die Klinik nach Oldenburg, in der sie bis 18 Uhr eintreffen soll. „Ich habe es nicht begriffen“, so die Betreffende, „und habe dem Doktor gesagt, dass ich Anfang Januar in Prüfungen stehen würde. Er solle mir bitte eine Tablette verschreiben, damit das Blut gesund wird.“  Beim Verlassen der Praxis überkommt Conny  Kappen ein mulmiges Gefühl, denn sie spürt die Blicke der Anwesenden. Bis heute kann sie nicht definieren, ob es Einbildung oder der Ausbruch von Angst gewesen ist.  Der große Schock erfolgt jedoch beim Kaffee zu Hause und beim Durchlesen des Arztberichtes. Am Ende des Textes hieß es:  „…Verdacht auf Leukämie“.  Die Überzeugung, dass es ein Versehen und in der weiterbehandelnden Klinik ein anderer Befund herauskäme, zerfiel wie Glas. Am folgenden Tag bestätigen die Mediziner in Oldenburg mit einer 80%igen Sicherheit die Diagnose Leukämie. Die fehlenden Prozente seien nur die Frage, um welche Art von Leukämie es sich handelt und es  beginnt direkt die erste Chemo in Tablettenform, die bis zum 2. Januar andauert. Am 3. Januar erfolgt der erste Chemoblock per Infusion. Dauer sieben Tage á 24 Stunden. Bei gutem Verlauf beginnt der zweite Chemoblock am 6. Februar.  In Planung stehen fünf Chemoblöcke. Nach dem zweiten Chemoblock ist eine Transplantation von Stammzellen angedacht. Daher  sollte sich schnellstens ein Spender finden.
„Ich habe mich eigentlich nie schlecht gefühlt und ich will mich auch weiterhin nicht schlecht fühlen, denn ich habe noch keine Zeit zu gehen. Ich habe noch viele Pläne. Mein Ziel ist es, als alte Frau einfach so einzuschlafen und mich nicht durch so eine Krankheit kaputt machen zu lassen. Ich weiß, dass ein kleiner Teil von mir krank ist, der große Teil jedoch ist gesund“,  äußert sich Cornelia Kappen.
Um die Pläne der Ehefrau und zweifachen Mutter Wirklichkeit werden zu lassen, wurde der Verein Leukin e. V. eingeschaltet, der nach dem Leitmotto arbeitet: „Helfen ist das Schönste, was es gibt. Jeder kann nach seinen Möglichkeiten helfen“. Zu den Hauptaufgaben der Interessengemeinschaft gehören die Organisation und Kostenübernahme von Typisierungen sowie die Suche nach einem  geeigneten Spender in der weltweit geführten Blut- und Speichel-Datenbank.  Die Mitglieder arbeiten auf ehrenamtlicher Basis. Der Verein Leukin trägt sich seit Bestehen durch Spendeneinnahmen. Daher werden immer wieder Spenden benötigt, um weitere Registrierungsaktionen zu ermöglichen. „Wir sind nicht nur ein Verein, sondern eine Bewegung. Jeder Spender ist wunderbar“, erläuterte die Schirmherrin Gitta Connemann (Mitglied des Bundes).  „Familie Kappen ist bei uns in den richtigen Händen. Erfahrungsgemäß fühlen Menschen sich eher zur Spende hingezogen, wenn sie das Gesicht der betroffenen Person kennen. Der Tag der Typisierung wird ein wichtiger Tag für Walchum werden“, so Anna Fennen, Vorsitzende Leukin.
Bezüglich der Suche nach geeigneten Stammzellen findet am 12. Februar  2017 in der Zeit von 11 bis 16 Uhr eine Registrierungsaktion im Heimathaus in Walchum, Bischofsweg. 17, statt.  Die Aktion zur Gewinnung neuer möglicher Stammzellenspender soll helfen, einen „genetischen Zwilling“ für Kappen oder für andere Blutkrebs-Erkrankte zu finden. Nach Angaben des Vereins kann jeder helfen. Wer gesund und zwischen 17 und 55 Jahren alt ist, dürfe sich als Spender registrieren lassen und jeder könne Geld spenden, um die Typisierungen finanziell zu ermöglichen. Die Typisierung erfolgt in Walchum durch Blutabnahme – in Ausnahmefällen durch Speichelprobe. Das Mitbringen des Personalausweises ist erforderlich!
In der Schützenhalle Walchum wird gegen eine Spende Salat, Würstchen, Kaffee und Kuchen gereicht. Frische Brote, im anliegenden Backhaus gebacken, werden ebenfalls gegen eine Spende angeboten. In den Geschäftshäusern in Walchum, Hasselbrock und Umgebung stehen  Spendendosen für den Verein Leukin aus.   „ Ich wünsche mir, dass am Tag der Registrierung viele Menschen erscheinen, die sich nicht nur typisieren lassen, sondern auch bereit sind mit ihrer Geldspende Leukin zu unterstützen. Nur dadurch sind weitere Typisierungsaktionen gewährleistet!“, bat Cornelia Kappen.
Typisierung Conny Kappen Foto 1 (Copy)
Foto 1: Die Kinder Tamea und Tristan hoffen mit ihrer Mutter auf eine baldige Stammzellenspende. Foto: Heike Huntemann
Typisierung Conny Kappen Foto 2 (Copy)
Foto 2: Auf eine große Resonanz bei der Typisierung hoffen der Verein Leukin, das Orga-Team, der Bürgermeister und das Ehepaar Conny und Manfred Kappen (von links) Jürgen Terhorst, Kerstin Veldhuis, Anna Fennen, Conny Kappen, Manfred Kappen, Gitta Connemann, Christa Lindenberg, Alois Milsch und Adelheid Winkler. Foto: Petra Glandorf