(WS – 17.05.2014) Seit nun zehn Jahren schmückt der zweite Nachbau der Walchumer Pünte die südliche Dorfeinfahrt von Walchum. Anlässlich der 1150-Jahr-Feier von Walchum im Jahre 2004 war die erste Pünte von den Einwohnern des Altdorfes gebaut worden. Das verwendete Holz war allerdings nicht witterungsfest und daher fertigten die Hobbybaumeister im Jahre 2009 eine noch größere und schönere Fähre als das Vorgängermodell an und vervollständigten es mit einem Fährmann und einem Fuhrgespann. Alljährlich im Herbst wird das „Wasserfahrzeug“ in der Maschinenhalle des Bauern Osteresch untergestellt und im Frühjahr generalüberholt auf der Wiese des Bauern Fährrolfes wieder aufgebaut. Die Originalfähre hatte Jahrhunderte lang – die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahre 1534 – bis zum Bau der ersten Brücke im Jahre 1935 die Bewohner der linksemsischen Dörfer Walchum, Dersum, Sustrum und später auch von Neudersum und Neusustrum über die Ems zur Kirche nach Steinbild befördert. Diese Brücke wurde in den letzten Tages des II. Weltkrieges im April 1945 gesprengt und der Fährbetrieb wurde bis zum Bau der zweiten Brücke im Jahre 1953 wieder aufgenommen.
Doch die Überquerung der Ems war ein mühevolles und gefährliches Unternehmen. Besonders bei Hochwasser oder bei Eisgang im Winter kam es beim sonntäglichen Kirchgang immer wieder zu bedrohlichen Situationen. So sammelten sich dann immer sehr viele Kirchgänger am Emsufer. Alle wollten gleichzeitig noch schnell übergesetzt werden und überlasteten damit oft die Fähre. Vor allem im Winter bei kaltem und nassem Wetter war der Andrang sehr groß. So war es dann auch am 25. Januar 1754, als bei einem Fährunglück 22 Menschen den Tod fanden.
Die Steinbilder Kirchenchronik weiß darüber folgendes zu berichten: „Am Feste Pauli Bekehrung, des Morgens gegen Hochamt, sind die folgenden unter dem Anblick der herumstehenden Pfarreingesessenen unter großem Jammergeschrei derselben ertrunken in der Ems. Sie stammten aus Dersum, Sustrum und Walchum. Einer konnte noch lebend an Land gezogen werden, verstarb dann aber doch. Die meisten Leichen wurden noch an dem gleichen Tag geborgen, andere wurden in den nächsten Tagen gefunden, die letzte am 27. Februar 1756. Ein Ertrunkener aus Dersum ist niemals wieder aufgetaucht. Von dem Fund der Leiche am 27. Februar 1756 erzählt der Volksmund folgendes: Der Witwer der Ertrunkenen wollte an diesem Tage zum zweiten Male heiraten. In dem Augenblick, als er mit seiner Braut die Emsfähre betrat, trieb die Leiche seiner früheren Frau an. Das versetzte ihm einen solchen Schock, dass er die Hochzeit absagte und bis an sein Lebensende Witwer blieb“.
Über ein weiteres Unglück berichtet die Walchumer Schulchronik: „An der Fähre bei Steinbild ereignete sich am Freitag, dem 12. März 1920, ein grässliches Unglück. Die große Fährpünte, voll beladen mit Kirchgängern, welche zur Fastenandacht nach Steinbild wollten, begann einige Meter vom Ufer entfernt zu sinken. In der höchsten Not stürzten sich ungefähr 30 Personen in die Fluten, um schwimmend das Ufer zu erreichen. Durch diese Erleichterung blieb das große Boot mit den sich noch darin befindenden Leuten glücklicherweise über Wasser. Große Mühe kostete es aber, die Unglücklichen, die jetzt in der Ems mit den Wellen kämpften, zu retten. Die Rettung gelang. Auch bei den Bewusstlosen, die etwa 200 Meter stromabwärts getrieben waren und für tot gehalten wurden, hatten die sofort angestellten Wiederbelebungsversuche Erfolg. Foto: W. Schweers